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Entdecke die Kvarner Bucht 13-40: Festung Nehaj

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Festung Nehaj – Stein gewordene Geschichte hoch über Senj

Festung Nehaj
„Fürchte nichts“ – so wird der Name der Festung übersetzt, und genauso sieht das trutzige Gemäuer auf dem Hügel oberhalb von Senj auch aus. Ein schmuckloser Zweckbau, der zum Schutz seiner Bewohner errichtet wurde und als wehrhaftes Wahrzeichen über der Stadt thront.

Allein der Anblick des altehrwürdigen Seefahrer- und Handelsstädtchens Senj mit seinem mittelalterlich anmutenden Gassengewirr, der wuchtigen Altstadtmauer und den massiven Häusern weckt bei den Besuchern die Abenteuerlust. Auch Sie sind noch ganz durchdrungen von der wildromantischen Natur der Lika, so dass der „Sprung“ nach Senj genau das Richtige ist, um weiter zu träumen und sich in die wechselvolle Vergangenheit der Uskoken zurückversetzen zu lassen.
Obwohl die umtriebigen Zeiten der gefürchteten Seeräuber und Freibeuter längst Vergangenheit sind, weht der Geist dieser unerschrockenen Piraten auch heute noch durch die Straßen und Gässchen des von starken Bollwerken und Befestigungsanlagen geschützten Städtchens, dessen Name viele Jahrzehnte lang den Seefahrern der Adria kalte Angstschauer über den Rücken jagte.

Eine Festung für die Flüchtlinge – die Uskokenburg von Senj

Festung Nehaj
Begonnen hat alles mit serbischen und kroatischen Bauern, die von den Türken von ihrem Grund und Boden vertrieben wurden und an die Küste nach Senj flüchteten. Man nannte diese Menschen Uskoken – Flüchtlinge. Sie sattelten von der Landwirtschaft zum Bootsbau um und errichteten eine beachtliche Flotte aus kleinen, wendigen Schiffen, mit denen sie den verhassten Türken das Leben schwer machten. Dies ging so lange gut, bis Venedig Frieden mit der Türkei schloss, weil sich die Lagunenstadt von Handelsbeziehungen mit dem einstigen Feind mehr versprach als durch immerwährende Kriege. Den Uskoken wurde die Freibeuterei gegen die Türken untersagt, was die mittlerweile zu gefürchteten Piraten avancierten Seeleute jedoch nicht davon abhielt, munter weiter zu plündern und zu räubern. Nur mit dem Unterschied, dass nun auch venezianische Schiffe zu ihrem Beuteschema zählten. Schließlich gelang es Venedig mit österreichischer Unterstützung die Uskoken zu „befrieden“, und sie wurden wieder zurück ins Binnenland geschickt.

Als die Uskoken in Senj Fuß gefasst hatten, wollten sie sich eine Festung errichten, die ihnen einen sicheren Rückzugsort von ihren Kaperzügen bieten sollte. Hierfür war der Hügel südlich der Altstadt wie geschaffen, nur fehlte das Geld zum Bau der Burg. Der damalige Anführer der Uskoken, Hauptmann Ivan Lenkovic überredete die Habsburger, zu deren Machtbereich Senj gehörte, ihm die nötigen Mittel für die Festung zu überlassen. Immerhin baute man einen Schutz gegen die heidnischen Osmanen und bot den hier ansässigen Christen Zuflucht und Sicherheit. Das Ergebnis steht heute noch so wie zu seiner Fertigstellung im Jahr 1558 auf dem Berg: eine quadratische Burg mit vier Halbtürmen, deren mehr als drei Meter dicken Mauern den Bewohnern von Senj als zuverlässiges Refugium im Verteidigungsfall dienten.

Eine Burg mit historischem Inhalt – die Festung einst und jetzt

Festung Nehaj
Die Baumeister der Festung Nehaj verstanden ihr Handwerk, denn die weniger schöne als zweckmäßige Burg war ganz und gar auf Verteidigung ausgerichtet. In den äußeren Mauern der Burg wurden Hunderte von Schießscharten angebracht, während größere Lücken insgesamt elf schweren Geschützen ermöglichten, ihre zerstörerische Ladung übers Land zu feuern. Die Festung konnte mit nur hundert Mann Besatzung gehalten werden, die erst die Angreifer in die Flucht schlugen, um dann der Stadt zu Hilfe zu eilen.
Die Zisterne im Innenhof der Burg rüstete die Verteidiger auch für eine längere Belagerung; eine hölzerne Zugbrücke vor dem stark befestigten schmalen Tor verwehrte unbefugten „Besuchern“ den Zutritt. Derart ausgestattet machte der Name „Fürchte nichts“ durchaus Sinn und hob zudem den Kampfesmut der in der Festung ansässigen Uskoken.

Die kriegerische Daseinsberechtigung von Nehaj ist längst vorüber, was dem Respekt einflößenden Gemäuer keinerlei Abbruch tut. Heute beherbergt die Festung ein Museum und ein Restaurant und vermittelt gleichzeitig ein Stück in Stein gehauene Geschichte der Stadt und der Region. Wenn Sie Ihr Augenmerk auf den Ziehbrunnen im Inneren der Burg richten, werden Sie drei Wappen entdecken, die gewissermaßen die Entstehungsgeschichte der Festung erzählen. Sie erfahren beispielsweise, dass Nehaj auf den Überresten einer älteren Burg errichtet wurde. Außerdem ließ der Hauptmann vor Baubeginn alle Gebäude auf dem Hügel niederreißen, um den Insassen der Festung einen ungestörten Rundumblick zu gewährleisten, was wiederum der Verteidigung zugutekam. Einige interessante Relikte wie Inschriften und Schmucksteine dieser zerstörten Bauten können ebenfalls in der Burg bewundert werden.
Festung Nehaj
Wenn Sie das Museum besuchen möchten, müssen Sie hinauf in den ersten Stock klettern, was nur etwas für Menschen ohne Platzangst ist, so eng ist der Zugang zu den ehemaligen Wohnräumen der einstigen Befehlshaber. Doch es lohnt sich. Im Museum wird Ihnen die Geschichte von Burg und Stadt auf interessante Weise nahegebracht. Beispielsweise mit zwei Original-Kanonen der Festung, von denen es immerhin elf gegeben hat. Anhand der ausgestellten Trachten können Sie sich mit etwas Fantasie vorstellen, wie es damals wohl gewesen war, als Stadt und Festung von Uskoken nur so gewimmelt hat.
Falls Sie sich zum Weiterklettern überwinden können und noch höher hinauf steigen, werden Sie mit einem atemberaubenden Panoramablick verschwenderisch belohnt. Nicht nur Senj liegt zu Ihren Füßen, auch das Meer, das Uckagebirge sowie die Inseln Krk und Cres bieten ein wunderschönes Bild, das sich je nach Tages- und Jahreszeit verschieden und vielfältig reizvoll darbringt.

Sie haben Senj und die Festung Nehaj nun kennengelernt und sich von der immer noch spürbaren „Freibeuter-Atmosphäre“ anstecken lassen. Daher können Sie gut nachvollziehen, weshalb der Schriftsteller Kurt Held während seiner Reise durch Jugoslawien im Jahr 1940 zu einem Abenteuerroman inspiriert wurde, der – wie könnte es anders sein? – in Senj und vor allem auf der Festung angesiedelt ist. Schon 1941 kam das Buch „Die rote Zora und ihre Bande“ heraus, das rasch zum Bestseller aufrückte und mittlerweile zum Jugendbuchklassiker geworden ist.
Die Geschichte der unerschrockenen Zora mit ihrem flammend roten Haar wurde auch schon zweimal verfilmt, zuletzt im Jahr 2008. Wir werden diesem Mädchen und ihren Gefährten einen eigenen Beitrag widmen und Ihnen damit diese Stadt und ihre Burg vielleicht noch mehr ans Herz legen, als es ohnehin schon der Fall ist.

Bummeln Sie derweil noch durch Senj, in dessen Gassen es zuweilen recht ungemütlich werden kann, denn im ausgehenden Jahr zeigt sich die Bora von ihrer besonders stürmischen und unangenehmen Seite. Dann heißt es alles festbinden, was nicht niet- und nagelfest ist, um diesem rauen Wind so wenig Angriffsfläche wie nur möglich zu bieten…

Der Artikel Entdecke die Kvarner Bucht 13-40: Festung Nehaj von erschien zuerst auf dem ADRIALIN Blog: Kroatien Blog | Urlaub in Kroatien mit ADRIALIN.


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