Kathedrale des hl. Laurentius – beeindruckendes Gotteshaus im Stilmix der Jahrhunderte
Das Wahrzeichen der Stadt Trogir kann zahlreiche Stilelemente aus verschiedenen Epochen vorweisen. Dies war von den ursprünglichen Baumeistern so nicht geplant, doch die lange Bauzeit von fast 400 Jahren machte diese gelungene Vermischung von Romanik bis Renaissance möglich.
Diese Kirche ist mehr als ein großes Gotteshaus, das die Bezeichnung Kathedrale und Dom zu Recht trägt. Sie ist ein faszinierendes Denkmal mittelalterlicher Baukunst, das „sich Zeit gelassen“ hat, um zu dem zu werden, was uns auch heute noch in Bewunderung und respektvolle Betrachtung versetzt – ein Bauwerk, das als stummer Zeitzeuge über sich und die Geschicke von Trogir berichtet.
Christliches Gotteshaus mit heidnischen Wurzeln – die Entstehung der Kathedrale
Wie viele andere Kirchen im Mittelmeerraum hat auch die Kathedrale ihren Ursprung im Heidentum. Zumindest, was die Bausubstanz anbelangt. Am Standort der Kirche stand in der Antike ein Tempel vermutlich griechischer Herkunft. In frühchristlichen Zeiten wurde auf den Überresten des Tempels eine Basilika, also eine mehrschiffige Kirche erbaut, die bei einem Angriff auf die Stadt zerstört wurde.
Der Bau der neuen Kathedrale wurde im 13. Jahrhundert auf den Fundamenten ihrer Vorgängerin nach dem Vorbild einer frühchristlichen Basilika im romanischen Stil begonnen und bestand aus drei Kirchenschiffen, einem Vorhof und drei Apsiden in Form eines Halbmonds. Die Bögen, die das Gewölbe des Mittelschiffs stützen, lassen bereits den Einfluss der Gotik erkennen. Die Seitenschiffe der Kirche hatten ursprünglich keine Dächer und wurden als flache Terrassen gestaltet, die sowohl Größe als auch Gestalt des Hauptschiffs aufwerteten und seine Bedeutung erhöhten. Der ursprüngliche Plan der Kathedrale enthielt auch zwei Glockentürme, von denen nur ein Turm realisiert wurde. Erst 400 Jahre später, im Jahr 1610 waren die Bauarbeiten an der Kirche beendet, deren Stilfolge von der Romanik über die Gotik im venezianischen Stil bis hin zur Renaissance reichte. 2002 wurde die Kathedrale von einer amerikanischen Stiftung umfassend renoviert.
Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn die Bewohner von Trogir den Dom von Sv. Lovro, wie Laurentius auf Kroatisch heißt, Sv. Ivan, also nach dem Heiligen Johannes, nennen. Die Leute gaben der Kirche, die Laurentius geweiht wurde, kurzerhand den Namen ihres Schutzheiligen. Eine Kathedrale mit zwei Bezeichnungen – dieses monumentale Gotteshaus ist dieser „Doppelbelastung“ allemal gewachsen und trägt sie mit Fassung und Würde …
Radovan-Portal – Meisterwerk genialer Bildhauerkunst
Das beeindruckendste Werk dieser Kathedrale ist das von dem kroatischen Bildhauermeister Radovan geschaffene Westportal. Es gilt als schönstes Beispiel großartiger Bildhauerkunst der Romanik. Das Hauptportal der Kathedrale wurde 1240 errichtet und danach noch mehrere Male umgestaltet. Nehmen Sie sich genügend Zeit, um die großartigen Details dieses Portals ganz genau in Augenschein zu nehmen – Sie werden begeistert sein.
Schon der Umstand, dass dieses Portal den Namen seines Schöpfers trägt, ist erstaunlich, da es im Mittelalter nicht üblich war, die Baumeister oder Bildhauer namentlich zu erwähnen, um irdischer Eitelkeit keinen Vorschub zu leisten. Der Meister Radovan selbst verewigte seinen Namen auf einer Inschrift des Portals. Von ihm stammt die Darstellung der „Geburt Christi“ auf der Lünette, die als Herzstück des Portals gilt. Es stellt neben Maria und Joseph mit dem Jesuskind im Stall einen Hirten, zwei Frauen und die Heiligen Drei Könige dar.
Radovan vermischte biblische Motive mit Szenen aus der Antike und dem einfachen Alltag zu einem gelungenen Gesamtbild, das in sich stimmig ist und fließend ineinander übergeht.
Die Reliefs und Skulpturen am äußeren Bogen des Portals stammen nicht von Radovan, sondern wurden erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im gotischen Stil ausgeführt. Das Leben Jesu mit der Kreuzigung als zentrales Motiv schmückt den äußeren als Halbkreis gearbeiteten Bogen. Ebenfalls beachtlich ist das Löwenpaar, das ebenso wie das erste Menschenpaar von steinernen Konsolen getragen wird. Die Darstellung von Adam und Eva gilt als besonders gelungen, denn den beiden allerersten Menschen, die sich ihrer Nacktheit gerade bewusst geworden sind, ist die Scham über diesen Zustand deutlich anzusehen.
Die Taufkapelle, der Glockenturm und die Sakristei – weitere Highlights der Kathedrale
Wie jedes große Gotteshaus besitzt auch dieser Dom eine Taufkapelle. Die Kapelle des heiligen Ivan oder Johannes gilt als ein ganz besonderes Kleinod, dessen Bildhauer damit ebenfalls ein großes Meisterwerk geschaffen haben. Nikola Firentinac und Andrija Alesi schufen gemeinsam ein Glanzstück genialer Bildhauerkunst, mit der die Übergänge von der Gotik in die Renaissance mit üppiger Prachtentfaltung in Szene gesetzt wurden.
Viele Heilige, der Apostel Paulus, die Krönung der Gottesmutter Maria sowie zahlreiche Engel, Putten und weitere Apostel schmücken als Statuen die Nischen der Taufkapelle. Auch der Namensgeber der Kapelle, der selige Ivan oder Johannes ruht seit 1681 in einem mächtigen gotischen Sarkophag, der von zwei Engeln im Barockstil (!) bewacht wird.
Der 47 Meter hohe Glockenturm der Kathedrale wurde auch nicht in wenigen Tagen erbaut. Begonnen wurde der Turmbau zu Beginn des 14. Jahrhunderts, die Fertigstellung erfolgte erst im Jahr 1603. Schon während seiner Bauzeit wurde der Turm von venezianischen Kanonenkugel stark beschädigt. Dieses Schicksal ereilte ihn noch einige Male, jedoch wurde er stets wieder komplett aufgebaut. Machen Sie sich die Mühe, den Turm zu erklimmen, denn die Aussicht von hoch oben ist wirklich atemberaubend.
Und nun lassen Sie die Sakristei auf sich wirken, die als Schatzkammer der Kathedrale fungiert und großartige Kunstwerke birgt. Kirchenschätze aus edlem Holz, Elfenbein, Silber, Gold und Juwelen können hier ebenso bewundert werden wie eine ganz besonders außergewöhnliche Reliquie: Die Kapuze des Mantels von König Bela, der im Jahr 242 vor den Tartaren floh und von den Bewohnern der Stadt in allen Ehren aufgenommen wurde.
Als Dank für das freundliche Asyl vermachte der König Trogir seine Kapuze, was einige Historiker allerdings in das Reich von Sagen und Legenden verweisen. Geschichtlich belegt ist jedoch der lange Krieg zwischen Trogir und Split, da beide Städte sich um die Hinterlassenschaften dieses Königs stritten und heftig darum kämpften.
Lassen Sie sich Zeit, um die Kathedrale und ihre vielfältigen Schätze in Ruhe zu erkunden. Immerhin wurde für den Bau der Kirche beinahe 400 Jahre benötigt, so dass sie durchaus für sich beanspruchen kann, dass man ihr die gebührende Aufmerksamkeit widmet.
Wir bleiben noch eine Weile in Trogir und werden uns bald einem weiteren geschichtsträchtigen Gemäuer widmen, das zu völlig anderen Zwecken als dieser Dom erbaut wurde.
Der Artikel Entdecke Dalmatien 13-35: Kathedrale des hl. Laurentius von Agnes Plutta erschien zuerst auf dem ADRIALIN Blog: Kroatien Blog | Urlaub in Kroatien mit ADRIALIN.