Beram – kleines pittoreskes Dorf mit alten Kunstschätzen
Das Dorf zählt zu den ältesten Siedlungen in Istrien und hat auch in puncto Kunst und Kultur allerlei zu bieten. Beram ist bekannt für seine großartigen mittelalterlichen Fresken und galt lange Zeit als wichtiges Zentrum für die glagolitische Schrift. In diesem ebenso malerischen wie kulturell bedeutenden Ort schaut Sie das Mittelalter sehr lebendig von Wandfresken und Gemälden herab an…
Das bergige Landesinnere von Istrien ist immer für Überraschungen gut. Burgen, Festungen, Städte und Dörfer wurden einst auf Berge und Hügel gebaut, um Fremde und Angreifer schon aus der Ferne erspähen zu können. Auch das Dorf Beram thront hoch oben auf einem Hügel und gibt auf selbstbewusste Art und Weise kund, dass dieser Ort seine Besucher zu empfangen wusste.
Von grauer Vorzeit bis ins bunte Mittelalter – die ereignisreiche Geschichte von Beram
Obwohl das Ortsbild von Beram auch heute noch sehr mittelalterlich anmutet, liegen die Anfänge des Dorfes noch sehr viel weiter zurück. Bereits in der Eisenzeit um 800 v. Chr. kamen erste Siedler auf den steilen Hügel oberhalb des fruchtbaren Tals und errichteten die ersten einfachen Befestigungsmauern um ihre Hütten. Ausgrabungsfunden zufolge soll Beram sogar die älteste Siedlung Istriens sein.
Eine Besonderheit der prähistorischen Siedlung ist die Nekropole des Ortes, die außerhalb der Befestigungsmauer entstand. Hier wurden die verstorbenen Dorfbewohner verbrannt. Die Urnen mit der Asche kamen in eine Art Nischenwand und wurden mit Felsplatten bedeckt. Zu den Urnen wurden auch Grabbeilagen in die Nischen gelegt. 1883 widmeten sich drei Archäologen ausgiebig den Funden, die in dieser Nekropole ans Tageslicht gebracht wurden. Einige der Grabfunde haben ihre wohl allerletzte Ruhestätte in den Museen von Wien und Triest gefunden.
Im Jahr 911 taucht Beram zum ersten Mal in einer Schenkungsurkunde auf, als König Berengar den Ort dem Bischof von Triest überschrieb. Im Mittelalter entstanden die Befestigungsanlagen rund um Beram, das seit dem Jahr 1578 sogar den Status einer Stadt – oder eher eines Städtchens innehatte. Die Festung von Beram war in den Zeiten der zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen dem Fürstentum Pazin und der Republik Venedig heftig umkämpft. Eroberungen und teilweise Zerstörungen waren damals an der „Tagesordnung“.
Doch nicht nur in militärischer Hinsicht machte Beram im Mittelalter von sich reden. Der Ort beherbergte auch eine bedeutende Schule, in der die Glagoliza gelehrt wurde, eine altslawische Schrift mit griechischen und orientalischen Elementen. Inschriften dieser mystischen Schreibweise befinden sich gut versteckt in der Pfarrkirche Sv. Martin und in der Friedhofskirche Maria im Fels.
Prächtige Wandmalereien mit sakralen Motiven – die mittelalterlichen Attraktionen von Beram
Gleich in zwei Kirchen finden Sie mittelalterliche Kunst vom Feinsten. Die Pfarrkirche Sv. Martin wurde erst im 20. Jahrhundert im neoromanischen Stil um ein etwa 1430 erbautes Gotteshaus herum errichtet. Von der alten Kirche blieb das Sanktuarium erhalten, das sich hinter dem Hauptaltar befindet und einen kostbaren Schatz birgt: Das alte Taufbecken mit glagolitischer Inschrift und Fragmente von Wandfresken aus dem Jahr 1443, die Sankt Martin abbilden, dem diese Kirche geweiht wurde. Sie können diese Kostbarkeiten besichtigen, wenn Sie zuvor einen Termin vereinbart haben, denn dieser Teil der Kirche, der Gradina genannt wird, ist nicht frei zugänglich.
Noch berühmter als diese alten Fresken sind die Wandmalereien in der Grab-kirche „Maria in den Felsen“, die etwa einen Kilometer von Beram entfernt auf einem Hügel zu hocken scheint. Obwohl diese Wandfresken ein klein wenig jünger sind als die in der Pfarrkirche, erfreuen sie sich einer weitaus größeren Berühmtheit. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert auf dem Gelände eines 300 Jahre zuvor gegründeten und dann verlassenen Benediktinerklosters erbaut.
An den nach Westen ausgerichteten Wänden der spätgotischen, im Barockstil erweiterten und umgestalteten Kirche schuf der Künstler Vincent aus Kastav im 1474 den legendären „Totentanz“, der als herausragende Leistung mittelalterlicher Malkunst gilt. Das acht Meter lange Fresko zeigt den Tod als in Skelettform auftretende Person, der alle Menschen zu sich holt, ob arm oder reich, jung oder alt. Dieses Thema war im Mittelalter hochaktuell, denn in dieser gefährlichen Zeit musste man selbst im blühenden Leben jederzeit mit dem Tod rechnen. Eine kurze Lebensdauer, die auch den unvorstellbar harten Lebensbedingungen geschuldet waren sowie eine Vielzahl an Krankheiten und verheerender Epidemien standen den Menschen stets vor Augen. Und vor dem Tod waren schließlich alle Menschen gleich. So nutzte auch dem Kaufmann auf dem Fresko sein prallgefüllter Geldsack nichts, mit dem er dem Tod noch einige Lebensjahre abkaufen wollte…
Ebenfalls ein Meisterwerk ist der auch acht Meter lange Bilderzyklus, der sich Motiven aus der Bibel widmet. Die Geburt Marias, ihre Verlobung, Christi Geburt und weitere biblische Höhepunkte bedecken die Südseite der Kirche in leuchtenden Farben. Die Fresken auf der Mauer der Nordseite beginnen mit den Heiligen Drei Königen, denen Szenen vom Letzten Abendmahl und schließlich der Gefangennahme Jesu folgen.
Während der Renovierung der Kirche im 18. Jahrhundert erhielt das Gotteshaus zwar ein prachtvolles barockes Gepräge, doch leider wurden dabei viele der einzigartigen Fresken beschädigt, manche sogar völlig zerstört. Die damaligen Baumeister begutachteten den Schaden und ließen kurzerhand alle Fresken übermalen, um die Blamage zu verstecken. Erst 1913 kamen die Wandgemälde im Zuge erneuter Renovierungsarbeiten zum Vorschein und wurden dann sorgfältig und behutsam von ihrem Anstrich befreit und restauriert.
Nach dieser Fülle an mittelalterlicher Kunst wird Ihnen eine Wanderung von Beram nach Pazin und wieder zurück sicherlich helfen, die vielfältigen Eindrücke aufzunehmen. Dieser Rundweg führt Sie durch die wunderschöne Natur dieser Region zu allen Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Auch mit dem Rad lässt sich diese Landschaft mit all ihren Attraktionen hervorragend erkunden. Es gibt zahlreiche Radwege, die Sie mit einer entsprechenden Karte problemlos abfahren können. Auch für Wanderer halten die Touristenbüros gute Karten bereit.
Falls Sie ein wenig Nervenkitzel benötigen, finden Sie im sechs Kilometer entfernten Pazin eine echte Herausforderung. An der „Zipline Pazinska Jama“ können Sie beinahe im freien Flug am Drahtseil über die gewaltige Schlucht von Pazin schweben und dabei das Abenteuer und die Aussicht genießen. Hier können Sie auch klettern und sich von steilen Hängen abseilen. Wenn Sie es nicht ganz so nervenaufreibend mögen, finden Sie unter den schönen Rad- und Wandermöglichkeiten sicherlich die passende Tour, um die Wälder von Beram und Pazin zu Fuß oder mit dem Drahtesel zu erkunden.
Der Artikel Entdecke das Landesinnere Teil 11/11: Beram von Adrian Zoricic erschien zuerst auf dem ADRIALIN Blog: Kroatien Blog | Urlaub in Kroatien mit ADRIALIN.