Euphrasius-Basilika – byzantinische Pracht und weltberühmte Mosaiken
Sie gilt als eine der bedeutendsten Kirchen in Kroatien und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Euphrasius-Basilika in Porec ist ein einzigartiges Zeugnis frühchristlicher Architektur, dessen Entstehungsgeschichte sich mindestens ebenso spannend liest wie ein Roman.
Sie haben sich im Aquapark Istralandia genügend abgekühlt, um den überwältigenden Eindrücken dieses ganz besonderen Gotteshauses in Porec gewachsen zu sein. Die Euphrasius-Basilika ist weitaus mehr als eine gut erhaltene Kirche aus dem 6. Jahrhundert. Sie ist die Stein gewordene Dokumentation des Christentums in Istrien, das erst zögerlich Fuß fassen konnte, um im Laufe der Jahrhunderte immer mehr an Bedeutung, Einfluss und Macht zu gewinnen. Begeben Sie sich mit uns auf Entdeckungsreise in die Basilika, die uns weit zurück ins 3. Jahrhundert führt, wo alles ganz bescheiden begonnen hat.
Vom Kirchlein zur Kathedrale – geschichtliches zur Euphrasius-Basilika
Zu Beginn schauen wir uns die Bedeutung des Begriffs Basilika ein wenig genauer an. Das Wort basiliké stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet “königlich”. Eine Basilika ist eine in frühchristlicher Bauweise errichtete Kirche, deren Hauptmerkmale ein langgestrecktes Gebäude mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen waren. Darüber hinaus ist Basilika auch ein Ehrentitel für herausragende katholische Kirchen, der nur vom Papst verliehen werden kann. Doch von dieser königlichen Erscheinung war das Gotteshaus ganz zu Beginn seiner Entstehung noch Lichtjahre entfernt.
Als die frühen Christen in Porec im 3. Jahrhundert ihre erste Kirche errichteten, war dies ein kleines, unscheinbares Kapellchen am Rande der Stadt, wie sie auch in anderen Orten in christlichen Wohnvierteln erbaut wurden. Das Christentum etablierte sich zusehends und gewann auch in Porec immer mehr an Bedeutung, so dass an der Stelle der Kapelle eine Kirche einfacher Bauart errichtet wurde. Die Überführung der Gebeine des hiesigen Märtyrers Maurus machte eine Erweiterung der Kirche zur Doppelkirche erforderlich. Als Porec gar Bischofssitz wurde, entstand im 5. Jahrhundert wiederum auf den Grundmauern dieser Kirche die erste dreischiffige Basilika im Stil einer Hallenkirche. Damit nicht genug, wurde etwa in der Mitte des 6. Jahrhunderts mit dem Bau der heutigen Basilika begonnen, der zwar ebenfalls dem alten Baustil entsprach, dabei jedoch die bereits vorhandene Kirche integrierte und vom spätantiken in das frühbyzantinische Erscheinungsbild wechselte.
Ein bischöflicher Bauherr – von kirchlicher Macht und weltlicher Eitelkeit
Bischof Euphrasius selbst war der Bauherr der Basilika, und er scheute beim Bau “seines” Gotteshauses weder Mühe noch die erforderlichen pekuniären Mittel. Alles musste vom Feinsten, Prächtigsten und Kostbarsten sein. Die künstlerische Ausgestaltung mit Mosaiken, Stuckaturen und Inkrustationen erfolgte mit den edelsten Materialen wie Glas, Marmor, Perlmutt, Edelsteine und Gold. Doch bevor Euphrasius an den Innenausbau der Basilika ging, mussten zuvor Unmengen Marmor in gewaltigen Quadern aus Griechenland über das Marmara-Meer nach Porec transportiert werden. Direkt am Bauplatz wurden die Blöcke dann behauen und verziert. Auf jede einzelne Säule der Basilika ließ der Bischof seine Initialen einmeißeln, was ihm eine gewisse steinerne Unsterblichkeit verlieh. Nur die besten und fähigsten Handwerker und Künstler durften Hand an die Kirche legen. Während heimische Fachleute die Bodenmosaike in der Basilika verlegen durften, blieben die Mosaike an den Wänden den besten Künstlern aus Konstantinopel vorbehalten.
Als selbsternannter Bauherr überwachte der Bischof die gigantische Baustelle natürlich höchst selbst, doch standen ihm fähige Architekten aus Konstantinopel beratend zur Seite. Es dauerte etwa ein ganzes Jahrzehnt bis die Basilika in ihrer gewaltigen dreischiffigen Pracht prunkte: die Kirche mit drei Apsiden und einem mit einer Vielzahl an schlanken und kunstvoll verzierten Säulen ausgestatteten Atrium war weit und breit ohne Konkurrenz. Die Basilika wirkte sogar noch größer, weil Euphrasius die Kirche sehr geschickt mit dem gegenüber liegenden und ebenfalls neu erbauten Baptisterium, einer Taufkapelle, verbinden ließ.
Das Innere der Basilika ist vor allem der herrlichen, glänzenden Mosaike wegen zu Weltruhm gelangt. Anhand der winzigen Stücke aus Marmor, Perlmutt und Gold lassen sich ebenfalls wechselnde Zeiten und Einflüsse ablesen. So stammt das quadratische Mosaikfeld mit einem Fischmotiv noch aus dem alten Oratorium aus dem 3. Jahrhundert, während die “neuen” Motive wesentlich kunstvoller und prächtiger ausgefallen sind. Auch hier konnte Bischof Euphrasius der Versuchung nicht widerstehen, seine eigene Person inmitten von Engeln, Heiligen und Aposteln zu verewigen. Er erscheint als Erbauer der Kirche, der ein Modell der Basilika in der Hand hält.
Die Basilika im Wandel der Zeit
Die Jahrhunderte gingen auch an der Euphrasius-Basilika nicht spurlos vorüber. Einige hundert Jahre später wurde der ebenfalls mit Mosaiken verzierte Altarüberbau dazu gefügt, und im 15. Jahrhundert erhielt die Kirche sogar Elemente aus der italienischen Renaissance, wie beispielsweise die aus vergoldetem Silber geschaffenen Reliefs, ein wertvoller Flügelaltar und ein bereits mit dem Barock sympathisierendes Gemälde mit dem Motiv des letzten Abendmahls.
Ein Erdbeben im 15. Jahrhundert setzte der Basilika schwer zu. Die hundert Jahre später grassierende Pestepidemie machte aus dem Atrium ein Friedhof, was der Bausubstanz der Kirche nicht förderlich war. Ständige Renovierungs- und Erhaltungsmaßnahmen waren nötig, bis man im 20. Jahrhundert wieder zurück zu den Anfängen wollte und alles Barocke aus der Basilika entfernte.
Während der Sommermonate werden die Mauern der ehrwürdigen Basilika von großartiger Musik erfüllt. Die hervorragende Akustik des Gotteshauses macht es zum Veranstaltungsort klassischer und kirchlicher Konzerte, in denen Orchester von Weltrang aufspielen. Weniger feierlich geht es im Lapidarium zu, wo überwiegend jazzige Töne erklingen, die auch von nationalen und internationalen Bands vorgetragen werden.
1997 wurde die Euphrasius-Basilika zum Weltkulturerbe erklärt. Der ganze riesige Gebäudekomplex, der Basilika, Atrium, Baptisterium und Bischofspalast umfasst, wurde seiner Vollständigkeit und des guten Erhaltungszustands wegen unter den Schutz der UNESCO gestellt.
Lassen Sie sich von der Pracht byzantinischer Bau- und Mosaikkunst bezaubern und beenden Sie Ihre Zeitreise durch die Jahrhunderte mit einem kurzen Innehalten, bevor Sie sich in die lebhafte Altstadt von Porec begeben. Die Basilika ist eine Insel vergangener Zeiten im niemals ruhenden Meer der Gegenwart. Hierher können Sie zurückkommen, wenn Sie eine Auszeit oder einfach nur einen Moment der Ruhe benötigen.
Auch viel Vergangenheit, doch sehr viel weniger Ruhe erwartet Sie an unserem nächsten Reiseziel, das uns in eine längst vergessene und untergegangene Welt führt, wo Spaß und Unterhaltung die Hauptrolle spielen. Der Dinopark in Funtana ist nur vier Kilometer von Porec entfernt, bringt Sie jedoch in ein völlig anderes Universum, das vor allem Kinder magisch anzieht.
Video zur Euphrasius-Basilika in Porec (EN)
Der Artikel Entdecke Istrien 8-30: Euphrasius-Basilika in Porec von Ivica Tomljanovic erschien zuerst auf dem ADRIALIN Blog: Kroatien Blog | Urlaub in Kroatien mit ADRIALIN.