Wallfahrtskirche der Muttergottes von Sinj – hier wird ein Wunder gefeiert
Sinj musste in der Zeit der Türkenkriege viel erdulden, doch ein Wunder brachte der Stadt mit den tapferen Kämpfern schließlich den Sieg. Ein Madonnenbild mit wundersamen Kräften und eine Stadt, die Mariä Himmelfahrt zum ganz besonderen Fest erhoben hat.
Einige Jahrhunderte lang war Dalmatien immer wieder das Ziel zahlreicher Angriffe, Belagerungen und Eroberungen durch türkische Heere. Die Osmanen drangen von der Adriaküste bis ins Hinterland vor, bis sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts endgültig aus dem Land vertrieben wurden. Diese Zeit war von vielen Zerstörungen geprägt, denen fast jede Stadt in Kroatien zum Opfer fiel. Auch Sinj blieb davon nicht verschont, konnte sich jedoch durch Heldenmut, Tapferkeit und himmlischem Beistand von den verhassten Türken befreien. Oder war es am Ende doch ganz anders?
Eine Belagerung mit überraschendem Ausgang – das Wunder von Sinj
Sinj ist das Zentrum der Krajina oder Cetinska, eines fruchtbaren Gebietes des dalmatinischen Hinterlandes. Während der türkischen Eroberungsfeldzüge musste die Stadt einige Belagerungen über sich ergehen lassen, so auch die Eroberung von 1536. Die Türken blieben bis zum Jahr 1686 in Sinj, dann wurden sie von venezianischen Soldaten aus der Stadt vertrieben. Allmählich kehrte Sinj wieder zum geordneten Leben zurück, und auch die geflohenen Franziskaner bezogen wieder ihr Kloster und brachten seinen Schatz, das Gemälde der „Wundertätigen Madonna“ in die Klosterkirche zurück.
Doch die Türken gaben nicht auf und versuchten noch mehrmals, Sinj wieder zurückzuerobern. Im Jahr 1715 stand wieder einmal ein osmanisches Heer vor den Toren von Sinj. 60.000 Türken belagerten unter dem Befehl von Pascha Mehmed Celic die Stadt und hatten große Teile der Altstadt bereits erobert. Die Bevölkerung von Stadt und Umgebung hatte sich in die Festung geflüchtet und hoffte auf die alles entscheidende Schlacht, die in der sengenden Hitze des 14. August stattfinden sollte. Auch dieses Mal waren die Franziskanermönche in die Festung geflohen und brachten sich und das kostbare Muttergottesgemälde darin in Sicherheit.
Am 14. August, am Tag vor Mariä Himmelfahrt, standen nur 700 Verteidiger aus Sinj der türkischen Übermacht gegenüber. Das Unterfangen schien aussichtslos. In einem Bittgottesdienst wurde das Bild der „Wundertätigen Madonna“ um Beistand angefleht, der den Eingeschlossenen in der Festung prompt gewährt wurde. Denn gleich nachdem der türkische Angriff begonnen hatte, erschien den Feinden auf den Mauern der Festung eine in weiße Gewänder gehüllte Frauengestalt. Darüber waren die Osmanen so erschrocken – und auch weil die Frau den Kanonenkugeln trotzte – dass sie sich in kopfloser Flucht davonmachten. Damit war das Wunder von Sinj geboren und die Stadt gerettet.
Die tapferen Kämpfer führten den Sieg selbstverständlich auf ihren unverbrüchlichen Mut zurück, der allein genügte, um die Türken zu vertreiben.
Es gibt jedoch noch eine weitere Erklärung, die weder göttliches Eingreifen, noch grenzenlosen Heldenmut zum Inhalt hat. Das Wasser des Flusses Cetina soll durch die Sommerhitze mit Bakterien verseucht gewesen sein, deren Wirkung den Osmanen heftig zusetzte und sie schließlich kampfunfähig machte.
Die Panik der fliehenden Türken war so groß, dass sie sogar das Lieblingspferd des Paschas zurückließen. Spontan veranstalteten die siegreichen Sinjer ein fröhliches Reiterspektakel, das bis in die Gegenwart als Sinjska Alka alljährlich mit prächtigen Pferden, bunten Uniformen und viel Spaß gefeiert wird.
Ein würdiges Haus für die Retterin von Sinj – die Wallfahrtskirche
Die Kirche der Madonna von Sinj hatte es nicht leicht. Sie wurde 1698 zusammen mit dem Franziskanerkloster erbaut und beherbergte das im 16. Jahrhundert geschaffene venezianische Gemälde „Die wundertätige Madonna“, das Franziskanermönche aus Bosnien nach Sinj brachten. Als die Türken im Jahr 1715 Sinj belagerten, brannten sie das Kloster und die Kirche nieder, aus der die Mönche zuvor das Muttergottesbild in Sicherheit gebracht hatten. Kirche und Kloster wurden wiederaufgebaut, jedoch beim heftigen Erdbeben von 1769 abermals stark zerstört.
Ende des 18. Jahrhunderts machte man sich erneut daran, das Franziskanerkloster und das Gotteshaus aufzubauen. Mit Erfolg übrigens, denn die Gebäude stehen heute noch und wurden um 1900 mit einem separat stehenden Glockenturm ergänzt.
Das Bildnis der Madonna von Sinj soll angeblich Wunderkräfte besitzen, wofür in der großen Schlacht von 1715 bekanntlich der Beweis geführt wurde. Daher ist das Gemälde alljährlich zu Mariä Himmelfahrt das Ziel von Tausenden Pilgern, die von weit her in die Wallfahrtskirche kommen, um die Madonna zu verehren. Die frommen Gläubigen machen sich zum Teil barfuß auf den Weg, der bis zu mehreren Wochen lang sein kann, um der Gottesmutter zu huldigen.
Selbstverständlich ist die Stadt auf dieses Großereignis am 15. August vorbereitet. Im Hof des Franziskanerklosters werden „mobile“ Beichtstühle aufgestellt, um der Flut der bußwilligen Pilger Herr zu werden, so dass 70 Priester gleichzeitig die Absolution erteilen können. Feierliche Gottesdienste bilden den sakralen Höhepunkt dieses Festtages, der damit noch lange nicht sein Ende gefunden hat. Nach den kirchlichen Zeremonien beginnt der weltliche Teil des Festes, das bis tief in die meist heiße Sommernacht hinein gefeiert wird. Es wird gegessen, getrunken, getanzt und gelacht – ganz Sinj ist auf den Beinen, um die Retterin der Stadt auf ausgelassene Weise hochleben zu lassen.
Eine weitere Kostbarkeit in der Wallfahrtskirche ist ein gotischer Kelch aus dem 14. Jahrhundert, der in der Sakristei aufbewahrt wird und nur zu besonderen Anlässen präsentiert wird. Sehenswert ist auch das Museum im Franziskanerkloster, dessen archäologische, ethnographische und naturwissenschaftliche Sammlungen Sie sich nicht entgehen lassen sollten.
Kommen Sie rechtzeitig Anfang August nach Sinj, um vor Mariä Himmelfahrt das zweite Highlight der Stadt mitzuerleben. Am ersten Sonntag im August finden die traditionellen Reiterkampfspiele Sinjska Alka statt, die ebenfalls zu Ehren der Rettung vor den Türken abgehalten werden. Mit diesem farbenprächtigen Spektakel werden die 700 Helden gefeiert, die das türkische Heer aus der Stadt vertrieben haben. Da bei der kopflosen Flucht der Osmanen das Lieblingspferd des Paschas „vergessen“ wurde, sollen die siegreichen Sinjer damals spontan ein Reitturnier veranstaltet haben, bei dem mit dem Steigbügel des Paschas ein Wettkampf im Lanzenstechen durchgeführt wurde.
Dieses Ereignis wird von der ganzen Stadt und vielen begeisterten Besuchern kräftig gefeiert. Es bedarf schon einer gewissen Geschicklichkeit, um im vollen Galopp mit einer Lanze einen fünf Zentimeter großen Ring zu treffen. Dem Sieger winken viele Preise und natürlich noch mehr Ehre.
Der August ist in Sinj der Monat tiefer Frömmigkeit und ausgelassener Festlichkeit zugleich. Aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt können Sie die Wundertätige Madonna von Sinj besuchen und den Abstecher in diese schöne Stadt zu Ihrer ganz persönlichen Pilgerfahrt gestalten.
Der Artikel Entdecke Dalmatien 15-35: Wallfahrtskirche der Muttergottes von Sinj von Agnes Plutta erschien zuerst auf dem ADRIALIN Blog: Kroatien Blog | Urlaub in Kroatien mit ADRIALIN.